Hanfbekleidung - Herstellung und Ökologie

Fairtrade Siegel

Fasergewinnung
Unser Hanf wird in den chinesischen Provinzen Shanxi in kleinen bäuerlichen Betrieben angebaut. In uralter Tradition werden die Hanfpflanzen geerntet, geröstet und getrocknet. Das Rösten dient der Lösung der Bindestoffe, welche Faserbündel mit Holz und Rinde (Schäben) verbinden. Dazu werden die Hanfstängel in kleinen Becken, die von Flüssen und Bächen gespeist werden, gewässert. Ist die Röste ausreichend fortgeschritten, wird der Hanf gleich neben den Teichen zum Trocknen ausgelegt. Man lagert dieses Hanfstroh erst einmal ein um es nach der arbeitsintensiven Erntezeit mechanisch zu häuten. Das Häuten trennt die Bastfasern von den holzigen Schäben, die in der kalten Jahreszeit den Bauern als Brennmaterial dienen. Die Faserbündel werden zu Ballen verschnürt und erreichen so die Spinnereien. Wir verarbeiten nicht ausschließlich Hanf von klein-bäuerlichen Betrieben. Im Prinzip ist die Prozedur in größeren landwirtschaftlichen Unternehmen ähnlich, nur werden hier z.B. bei der Röste große Becken verwandt und die eingesetzten Maschinen sind ebenfalls größer und moderner.
 
Faserveredelung
In der Spinnerei angelangt, werden die Faserbündel nun zu Elementarfasern und Fraktalfasern aufgespalten. Durch Kochen in Natronlauge löst sich der „Kleber“ (Pektine, Lignin) aus den Faserbündeln. Eine neue hochtechnisierte Kläranlage sorgt dafür, dass die Umwelt dabei nicht belastet wird. Danach werden die Fasern gewaschen, getrocknet und durch mechanische Bearbeitung weiter vereinzelt und gereinigt. In mehreren Stufen des Kämmens lassen sich die Fasern nach Länge und Qualität separieren, wobei die längsten und feinsten Fasern nochmals per Hand verlesen werden. Aus diesen Langfasern wird das 100 prozentige feine Hanfgarn gesponnen. Die kürzeren Fasern werden wie Baumwolle weiterverarbeitet und finden in Mischungen, z.B. mit Baumwolle, ihre Bestimmung. Diese sehr beliebten Stoffe fertigen wir mittlerweile ausschließlich mit zertifizierter Baumwolle kbA (aus kontrolliert biologischem Anbau), wobei das kbA-Material räumlich streng getrennt vom herkömmlichen Material verarbeitet wird, um Verunreinigungen zu vermeiden.
 
Weiterverarbeitung
In einem Partnerbetrieb in der Provinz Shanxi findet nicht nur die Faserveredelung statt. Hier werden die Fasern zu Garn versponnen und die Garne zu gewebten Stoffen weiterverarbeitet. Die Fabrik arbeitet in manchen Bereichen rund um die Uhr im Schichtbetrieb. Die Tagesschicht hat nach vier, die Früh- und Spätschicht nach drei Arbeitstagen einen freien Tag. An Arbeitsplätzen mit besonders hohen Anforderungen an die Konzentration – wie in der manuellen Faserkontrolle – sind die Arbeitszeiten nochmals verkürzt. Abgesehen davon stehen den Mitarbeitern Wohnungen, ein betreuter Kindergarten, eine Schule und ein Krankenhaus zur Verfügung. Alles Gewebte wird bis zur Konfektion in der Provinz Shangdong weiterverarbeitet. Gefärbt sind unsere Textilien ausschließlich mit Reaktivfarbstoffen von CIBA und DyStar, welche den Anforderungen des IVN bzw. des GOTS entsprechen. Auf optische Aufheller wird generell verzichtet. Das Färben und Ausrüsten wird nach IVN-Richtlinien gestaltet. Allerdings werden die gesamte Produktion und alle Betriebe nicht nur nach GOTS zertifiziert, sondern auch durch die HempAge AG regelmäßig besucht und kontrolliert.
 
Ökologie
Nach langem Warten wurden die Zertifizierungen nach dem Global Organic Textile Standard durch das schweizerische Institut IMO bei unseren chinesischen Partnern angegangen und Audits durchgeführt. Dabei hat sich die Spinnerei eigenständig zertifizieren lassen, die restliche Produktionskette wurde von unserem strategischen Partner in China übernommen.Was die Rohstoff-Zertifizierung betrifft, verarbeiten wir seit geraumer Zeit in unseren Textilien ausschließlich zertifizierte kbA-Baumwolle, die übrigen Zutaten wie Reißverschlüsse etc. sind ebenfalls mindestens nach Öko-Tex 100 zertifiziert. Dennoch wird es bei HempAge eine Produktzertifizierung kurzfristig nicht geben. Das hat vor allem einen Grund: Das letzte noch unzertifizierte Glied bleibt der Rohstoff Hanf. Abgesehen vom enormen finanziellen Aufwand, winzige Terrassen zertifizieren zu lassen, ist es schwer die Notwendigkeit dafür zu begründen, da Hanf zu allen Zeiten weder Pestizide noch andere belastende Stoffe benötigt hat. Kein Bauer treibt finanzielle Aufwände für etwas, das er für einen guten Ernte-Ertrag einfach nicht braucht. Mittlerweile wäre es uns zwar möglich, zertifizierten Hanf einzusetzen, allerdings halten wir diese Maßnahme für ökologisch und sozial bedenklich. Zum einen, da wir damit die Kleinbauern, die uns auch in den Jahren geringen Hanfanbaus mit Rohstoff versorgt haben, um Ihre Absatzchancen bringen würden. Zum anderen kann der Anbau und die Verarbeitung auf den großen, zertifizieren Anbauflächen im Norden Chinas nicht als ökologischer betrachtet werden als bei den Hanfbauern in direkter Umgebung zu unserer Spinnerei.
 
Sozial
2008 wurde nach langer Wartezeit das erste Audit durch die FearWear-Foundation bei unserem chinesischen Partner durchgeführt. So können wir endlich auch entgegen der allgemeinen medialen Berichterstattung bezeugen, dass in China sehr wohl sozial gerecht produziert werden kann. Die Zertifizierungen haben unsere Aktivitäten in China nicht nur bestärkt, sondern geben Anlass für weiteres Bemühen in Forschung und Entwicklung auf dem Weg zu besseren Qualitäten in einem guten sozialen und ökologischen Klima. Was wir dabei äußerst bedauerlich finden, ist die Einseitigkeit der Medien, mit der sie das Bild von Ausbeutung in der chinesischen Industrie zeichnen. Dies stößt bei uns auf großes Unverständnis gerade auch dann, wenn man andere Nationen zu einem Vergleich heranzieht. Nationen, die mit schlechteren Arbeitsbedingungen ein erheblich besseres mediales Feedback erhalten, wie z.B. Indien, Pakistan oder Bangladesh.

(Quelle: HempAge)
 


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